
Immer weniger Frauen in Deutschland wollen Mütter werden. Die Gründe sind so vielfältig wie privat. Und dennoch wird die Frage nach dem Kinderwunsch oft und natürlich gestellt, als wäre es ein „Na, wie geht’s?“.
Auch Moderatorin Annica Hansen musste sie ständig hören und lesen. Auf roten Teppichen, im persönlichen Gespräch, in Interviews, auf ihren Social-Media-Seiten. Mit 40 Jahren ließ sie sich sterilisieren und thematisierte den Eingriff öffentlich.
BILD: Frau Hansen, wie kam es zu diesem Schritt?
Annica Hansen: „Der Entschluss wuchs über Jahre. Ich wollte eine dauerhafte Lösung, die zu meiner Überzeugung eines Lebens ohne Kinder passt und mir die mentale Last der Verhütung abnimmt. Ich hatte nie die Sehnsucht nach einem eigenen Kind, wie Freundinnen sie beschrieben. Irgendwann habe ich akzeptiert, dass das genauso legitim ist wie der umgekehrte Wunsch.“
BILD: Wie war die öffentliche Reaktion?
Annica Hansen: „Ich wurde kaum noch gefragt, ob ich Kinder will. Stattdessen: ‚Warum hast du dich denn gegen Kinder entschieden?‘ Und ich sage dann: ‚Ich habe mich nicht gegen Kinder entschieden – ich habe mich nie für sie entschieden.‘ Es wird häufig so dargestellt, als sei der Kinderwunsch der Normalzustand, von dem man abweicht. Aber für mich war dieser Wunsch einfach nie da. Ich habe für meine Offenheit dazu viel Zuspruch bekommen – sogar oder gerade auf Social Media. Viele Frauen schrieben mir, sie fühlten sich erleichtert, weil endlich jemand über dieses Thema spricht. Ich möchte niemanden überzeugen, kinderlos zu bleiben. Wer fünf Kinder möchte und sie gut versorgen kann – wunderbar. Aber ich will, dass alle die Möglichkeit haben, eine informierte, bewusste Entscheidung zu treffen. Und dass das Thema Sterilisation nicht mehr unter den Teppich gekehrt wird.“
BILD: Sie leben seit vier Jahren auf ihrem eigenen Hof mit Pferden, Hühnern, Katzen und einem Hund. Was wäre Ihrer Meinung nach anders, wenn Sie Mutter geworden wären?
Annica Hansen: „Ich glaube, ich hätte viele meiner Freiheiten verloren. Meine Zeit mit mir allein – die ist mir sehr kostbar. Ich liebe es, in Ruhe mit meinen Gedanken zu sein, mit meinen Tieren, meinem Hof. Ich hätte weniger Zeit für meinen Beruf gehabt, für Reisen, für spontane Entscheidungen.“
BILD: Nun hat sich in Ihrem Leben aber plötzlich etwas verändert. Ihr neuer Partner bringt ein Kind mit in die Beziehung.
Annica Hansen: „Das stimmt. Das war ein ziemlicher Plot Twist. Witzigerweise finde ich mich in der Rolle als Bonusmama sehr wieder. Ich glaube, ich wäre wirklich eine gute Mutter. Das Kind meines Freundes kommt jedes zweite Wochenende, und das ist wundervoll. Gleichzeitig spüre ich ganz deutlich, wie viel Energie das kostet. Vollzeit würde mein anderes Leben stark einschränken. Dieser Unterschied bestätigt meine ursprüngliche Entscheidung eher, als dass er sie ins Wanken brächte. Das Thema weitere Kinder ist zwischen uns sehr klar. Auch wenn es noch die Möglichkeit gäbe, möchte ich kein eigenes Kind. Wichtig ist, dass man über Bedürfnisse spricht und dann beide für sich entscheiden dürfen, welchen Weg sie gehen. Im Moment bin ich einfach sehr glücklich, so wie es ist. Sollte sich das irgendwann ändern, dann werden wir darüber sprechen und eine Lösung finden.“
Was wünschen Sie sich für andere Frauen, die ähnliche Gedanken haben wie Sie?
Annica Hansen: „Ich wünsche mir, dass jede Frau in ihrem engsten Umfeld – egal ob Familie oder Freunde – echte Unterstützung erfährt. Dass sich niemand für das eigene Leben rechtfertigen muss. Ich habe das große Glück, in einer Umgebung zu leben, die achtsam und wertschätzend ist. Aber ich weiß, dass viele das nicht haben. Ich finde es erschreckend, wie oft selbst in vertrauten Beziehungen Druck aufgebaut wird. Dabei ist es doch das Wichtigste, dass wir alle unser Leben in Freiheit führen dürfen.“